Bist Du direkt in Fürth aufgewachsen? Was sind Deine ersten Erinnerungen an Fürth?
Ich bin hier geboren und war meine ersten drei Jahre hier. Da war meine Oma mit mir in den Parks unterwegs. Ich male eigentlich die Szenerie, die mir meine Oma gezeigt hat! Das ist mir irgendwann klar geworden. Meine Oma war Ästhetin, die hat immer zu mir gesagt: Oh, schau’ mal da, die Blumen, oh, schau’ mal, wie schön jetzt das Licht hier ist und so. Also eigentlich reproduziere ich das, weil es sehr schön in meiner Kindheit war und die ersten Eindrücke sind ja die intensivsten...
Erklärt sich dadurch auch ein bisschen, warum Du überall Natur in der Stadt findest? Du malst ja ganz viel in der Stadt, suchst du extra Orte, wo etwas Grün mit dabei ist?
Ich bin halt sozial: In Fürth gibt’s viel Grün, und ich denke mir, ok, wenn das jetzt jemand bei sich in der Wohnung hängen hat, und ich male nur eine pure Architektur: Das ist mir zu hart. Pflanzen gehören dazu, und Grün ist ja die Farbe für das Herz-Chakra. Meine Yoga-Lehrerin hat mal meine Bilder gesehen und gesagt: »Das wundert mich nicht, weil das dein Blockade-Bereich ist, das Herz-Chakra«.
Es gibt ja so ein paar Chakren, die man so hat, und da hat jedes eine Farbe. Grün ist eben die für das Herz-Chakra und das heisst, das tut ganz gut. Und das geht ja anderen auch so. Und deswegen male ich ganz gerne a bissel Grün in die Bilder mit rein, weil sich das tatsächlich positiv auswirkt.
Du suchst aber nicht nur die Orte im Stadtpark oder in der Stadt aus, wo das Grün besonders toll ist?
Das mache ich schon bewusst. Ich bin beim Letra-Haus auf die andere Seite gegangen, da kommt ein wenig der Efeu mit rein... Wir brauchen Natur. Was mir aber auch schwerfällt, ist, nur Natur zu malen, ohne irgendein zivilisatorisches Zeichen. Das gefällt mir auch nicht. Es muss irgendwas mit ein, und wenn es bloß eine Bank ist... Wie im Stadtpark. Ich könnte auch total Urspüngliches malen, da gibt’s ja auch ganz viel, den Wiesengrund oder so. Mache ich aber nicht.
Du malst also das ganz gerne, was Du schon als Kind gekannt hast. Mit drei Jahren bist Du aber schon weg gegangen, nicht wahr?
Ja, ins Knoblauchsland.
Gemeinhin heisst es ja, man habe gar keine Erinnerungen an seine frühe Kindheit bis zu einem Alter von drei Jahren, jedenfalls keine bewussten...
Doch, die habe ich. Ich bin ja sehr visuell, ich habe Erinnungen an genau dieses Häusle mit den Ponys, oder an den Weg dahin. Diese Orte, die ich am Anfang gemalt habe, im Stadtpark und so, die sehe ich immer vor mir und wie das früher mit meiner Oma dort war. Da habe ich ganz viele so kurze Sequenzen...
Natürlich hat sich das inzwischen verselbstständigt, ich male ja auch viele andere Dinge und Orte. In Streitberg war ich nie mit meiner Oma, ich habe aber über die Fränkische Schweiz für die Volksbank einen Kalender für 2019 gemalt, obwohl ich Null Bezug dazu habe. Das ist mir anfangs relativ schwergefallen, aber ich habe da eine sehr nette Frau kennengelernt – die mir dann x Aufträge vermittelt hat – und die ist wie meine Oma: Eine Frau mit gutem Herzen, die jetzt mein Fenster da hinein ist...
Deswegen ist Nürnberg für mich immer so eine Brache gewesen. Da habe ich jetzt aber eine Galeristin, die bei mir lange in einem Kurs war. Die hat jetzt eine Galerie aufgemacht: »Die Kunstbanane« in der Rosenau, da stelle ich immer wieder mal aus, auch jetzt aktuell. Da male ich halt so rund um die Rosenau herum, weil das ist so ein Areal, das mag ich, dies ganzen 70er-Jahre WGs, das Palazzo Brozzi, der Rosenau-Park, das ist so eine Ecke, die hat was Fürtherisches!
Gostenhof hat sowieso was Fürtherisches. Hast Du eigentlich schon als Kind gemalt? Wie ist es zu Deiner Entscheidung gekommen, zu malen? Du hast doch erst Grafikdesign studiert, oder?
Ja, mit Schwerpunkt Illustration. Bei mir war das so: Mein Vater, der hat gemalt. Er hat das aber nicht beruflich gemacht. Er war eine Zeitlang am Konservatorium und hat Musik gemacht, hat aber irgendwann für sich beschlossen: er kann das nicht machen, das geht nicht. Zack. Da gab es keine Musik, keine Staffelei, nix, es gab ein unausgesprochenes Verbot. Wir hatten ein Klavier, und als ich mit sieben oder acht angefangen habe, mir selber das Klavierspielen beizubringen, da wurde das Klavier verkauft. Ich hatte keine Zeichen- und Malsachen. Ich hab ein kleines Ringbüchlein gehabt, mit Kuli, und da habe ich heimlich reingezeichnet. Und ich habe schon in der Grundschule das Bedürfnis gehabt, mir selber die Perspektive beizubringen, als ich gemerkt habe: So wie ich das zeichne, so schaut es ja nicht aus.
Wenn ich was gezeichnet oder gemalt habe, hat mein Vater schon gesehen, dass das nicht schlecht war, aber er hat nie was dazu gesagt. Er hatte zwar einen Bezug zur Kunst, er hat ja auch gemalt, ganz gute Bilder, in jedem Raum hing eines. Deswegen weiß ich, was ein Bild, das an der Wand hängt, mit einem macht: Das habe ich in meiner Kindheit erlebt, dass einen das initialisiert, dass das eine Bedeutung hat, dass man damit Emotionen verbindet, wenn man das täglich sieht. Daher weiß ich, wie Bilder wirken können.
Ich habe sein Talent geerbt. Das ist das, was ich von meinem Vater bekommen habe. Er wollte halt nicht, dass ich das mache, weil er hat für sich selber gesagt in dieser Nachkriegsgeneration, man kann nicht davon leben und so, da wird nix draus... Andererseits, als er dann kurz vor seinem Tod das erste Mal hier in mein Atelier reingekommen ist... Er hat vorher, als ich schon an der Akademie war, nie meine Mappe sehen wollen. Er hat gedacht, das wäre nicht gut für mich. Aber das zeigt mir: Wenn man wirklich Talent hat, ist das vollkommen wurscht, was in der Umgebung ist. Man setzt sich durch, wenn man es wirklich will.
Uns hat vor allem interessiert, ob Deine Eltern das gefördert haben. In Deinem Fall waren sie jetzt nicht so begeistert...
Nein. Aber das wurde nie ausgesprochen, mir wird das jetzt langsam klar. Bei anderen, wo viel unterstützt wird, ist das vielleicht auch ein Nachteil. Ich konnte mein Talent im Verborgenen sehr gut entwickeln, ich war kreativ. Meine Eltern haben einen sehr großen Garten gehabt, mein Vater eine große Werkstatt. Er hat zwar keine Kunst gemacht, aber alles andere. Und da habe ich gelernt: Wenn man was will, kann man das schon lernen. Ich habe zuerst auch nicht so an mein Talent geglaubt, das ist ja schwierig. Deshalb habe ich zunächst einmal Illustration studiert. Da habe ich auch nicht gedacht, dass sie mich nehmen, ich hätte sonst Psychologie studiert. Aber nachdem sie mich dann beim Grafik- und Illustrations-Studium ad hoc genommen haben, habe ich mir gedacht, OK, dann machst du halt das...
Da habe ich eigentlich nur gezeichnet. Ich war dann fertig und hab’ halt sehr viel gezeichnet gehabt, aber ich hatte null Ausbildung als Werbegrafikerin. Da dache ich mir, jetzt habe ich das studiert, jetzt muss ich halt in einer Werbeagentur arbeiten, aber das war eine Katastrophe. Also die haben mich zwar genommen, aber ich war todunglücklich.